Das Aostatal ist für Motorradfahrer eine prima Verbindung zwischen der Po-Ebene und der Schweiz oder Frankreich. Doch es ist viel mehr: Ein lohnendes Ziel für spannende Touren in die Seitentäler.
Der Blick auf den höchsten Berg der Alpen und seine Nebengipfel, so war auf Fotos im schönen Hotel Cresta et Duc zu sehen gewesen, ist fantastisch. Doch an diesem Morgen bleibt er erst einmal in den Wolken stecken. Trotzdem starte ich mit einem kurzen Drücken den Anlasser meiner 1000er V-Strom, lasse die letzten Häuser von Courmayeur hinter mir und biege ab ins Val Veny. Irgendwo dort über mir muss er sein, der höchste Berg der Alpen. Von hier bis zu seinem Gipfel sind es mehr als 3000 Höhenmeter. Doch das weiße Haupt des Mont Blanc ist nicht zu sehen. Ab und an tanzen die Wolken entlang der steilen Felswände, wird der Blick frei auf Gletscherbrüche hoch oben über mir. Warten, bis sich der Schleier hebt? Könnte heute schwierig werden, wenn man der Wetter-App glaubt. Also zurück nach Courmayeur, noch ein paar Liter Sprit in den Tank füllen und dann gleich wieder in das nächste Nachbartal. Zuerst in abenteuerlich engen Serpentinen, dann in leichten Schwingen durch das Hochtal bis zum Wintersportort La Thuille, schließlich in herrlichen Kehren hinauf auf den kKeinen Sankt Bernard. Deutlich kühler ist es hier oben auf knapp 2200 Metern. Ich schließe die Belüftungs-Reißverschlüsse und mache mich wieder auf die Abfahrt hinunter nach La Thuile, biege hier jedoch zum Colle San Carlo ab und gelange so wieder hinunter ins Aostatal. Autobahn und auch die gut ausgebaute Landstraße meide ich auf den kommenden Kilometern, wo immer möglich, cruise lieber durch die hübschen Orte mit ihren rustikalen Steinhäusern oberhalb des Flüsschens Dora Baltea.
In Arvier verlasse ich das Haupttal und schraube mich die ersten Serpentinen hinauf ins Val Grisenche. Zuerst durch den Wald, dann durch ein Hochtal mit grünen Wiesen geht es dahin bis in den Ort Valgrisenche mit seinem uralten, romanischen Glockenturm, schließlich zum Stausee Beauregard, der von bis zu 3500 Meter hohen Bergen umrankt wird. Berühmt geworden ist das früher im Winter bisweilen nicht erreichbare Tal für seine Draps, warme und wasserdichte Stoffe aus Wolle, die bei Schnee und Eis gute Dienste leisteten und die man hier an einigen Stellen noch kaufen kann.
Deutlich länger und auch erschlossener sind die beiden östlichen Nachbartäler. Introd ist der Ausgangspunkt für die Fahrt ins Valle di Rhêmes. Viel besser ausgebaut ist diese Strecke, die im hinteren Bereich ein fast schon lieblich zu nennendes Tal erschließt. Grüne Weiden, lauschige Wäldchen und die prunkvolle Kirche im Hauptort – so wird die Täler-Tour zum Genuss. Der große Parkplatz am Talschluss lässt vermuten, dass besonders Wanderer hier unterwegs sind.
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