Mit der Fram von Spitzbergen via Ost-Grönland nach Island

Die Ostküste Grönlands gehört zu den unzugänglichsten und faszinierendsten Gegenden unseres Planeten. Bei einer Fahrt mit dem Hurtigruten-Expeditionsschiffes Fram erlebt man bizarre Eisberge und majestätische Fjorde im größten Nationalpark der Welt – mit etwas Glück auch Eisbären. Stippvisiten auf Spitzbergen und in Island sind inklusive.

Expeditionskreuzfahrt: Das klingt nach Hängematte unter Deck, abgefrorenen Zehen, Wasser und trockenem Brot sowie Dörrobst gegen Skorbut. Die Realität sieht zum Glück anders aus. Die Kabinen auf der Fram sind modern, an Deck gibt es zwei Pools mit herrlich warmem Wasser und die Tische beim Buffet biegen sich unter Vorspeisen, Hauptgängen und Nachtischen. »Das Wort Expedition bezieht sich vor allem auf den nicht immer genau planbaren Reiseverlauf und die exotischen Ziele«, erläutert Expeditionsleiter Steffen Biersack den Begriff. Und so führt die erste Erkundungstour nach dem Ablegen von der Pier in Longyearbyen durch das moderne Schiffsinnere. Ohne Kompass und GPS werden Panoramadeck, Speisesaal und der kleine Shop gefunden. Dann der Platz in Höhe der Wasserlinie, an dem man sich zum Ausbooten für die Ausflüge trifft. Hier bekommt man die Gummistiefel für die »nassen« Landungen, die obligatorische Rettungsweste, bei Bedarf Thermoanzüge und auch die blauen Allwetterjacken, die die Passagiere bei Ausflügen in weithin sichtbare Schlümpfe verwandeln.

Als langsame Entwöhnung an die Zivilisation erreicht die Fram zwei Stunden nach dem Ablegen die am Isfjord gelegene russische Bergbausiedlung Barentsburg. Hier schürfen Russen und Ukrainer gemeinsam nach Kohle und trinken abends zusammen ihr Bier. Ein skurriler Ort mit Supermarkt, Kneipe und Kulturhaus, Lenin-Büste mit Vogelkot auf dem Kopf vor frisch renovierten Fassaden, Holzhütten und staubigen Straßen. Viele Seemeilen weiter im Norden noch die Forschersiedlung Ny Ålesund, ein Bad im Magdalenenfjord, Walrösser und Wale und dann geht die Fram auf Nordkurs und zieht auf 80 Grad nördlicher Breite ihre Bahn durch den Nordatlantik in Richtung Grönland. Es ist Abend. Die Küste Svalbards wird kleiner und kleiner, schließlich ist nur noch die Wolkenhaube zu erkennen, die auf dem Land liegt. Für uns an Bord fällt der Blick nun auf eine Schaumkrone, die auf einem Glas Bier liegt. Das ganz oben liegende Panoramadeck mit seinen vielen Fenstern wird zum Treffpunkt. Am Morgen. Mittags, am Nachmittag beim Kuchen essen. Am Abend. In der Nacht. Immer dann, wenn man nicht schlafen kann oder – was meistens der Fall ist – will.

Eis zum Frühstück

Es folgt ein ganzer Tag auf See. Zeit, um die ersten Eindrücke zu verarbeiten, den Vorträgen der Arktis-Experten zu lauschen. Über das Verhalten in der Arktis zum Beispiel, Scharmützel während des Zweiten Weltkriegs in Grönland, Tiere, Pflanzen in diesem extremen Klima und wie man die Erlebnisse während der Reise am besten mit seiner Kamera festhält.

Aufwachen und vor dem Frühstück noch ein wenig auf dem Ergometer die übermäßigen Kalorien des Buffets verbrennen. Das ist der Plan am nächsten Tag. Doch schon nach fünf Minuten schwitzen bekommt die See am Horizont ein eigenartiges Aussehen. Eis? Eis! Frühstück? Verschoben! Bald schon gleitet die Fram an kleinen Eisbergen entlang, Gipfel mit dunklen Hängen und eisglänzenden Kuppen werden am Horizont sichtbar: Grönlands Nordosten, der größte Nationalpark der Welt. Eine Welt, auf das Notwendigste reduziert und deshalb so faszinierend.

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