In Mont-Dauphin am Startpunkt der Tour blickt man noch auf 3000 Meter hohe Gipfel, an deren Flanken immer noch Schnee liegt. Am Ende kühlt man sich im blauen Wasser der Côte d’Azur ab. Dazwischen liegen Hunderte Kilometer Fahrspaß, die an duftenden Lavendelfeldern und schroffen Felsen vorbeiführen.

Einen besseren Platz für eine Festung kann man sich kaum vorstellen. Fünf Täler treffen hier in Eygliers zusammen, wobei die von Norden heranströmende Durance sowie der Guil die beiden größten Flüsse sind. Letzterer umfließt vor seiner Mündung in die Durance ein großes Felsplateau, dessen Wände steil in die Tiefe abfallen. Drauf thront eine Festung, die den gesamten Talkessel beherrscht: der Mont-Dauphin. „Die Anlage wurde 1693 vom französischen Festungsbaumeister Sébastien Le Prestre de Vauban in wenigen Jahren errichtet und sollte die französische Südostgrenze verteidigen“, erzählt uns Michelle, die uns durch die gigantische, sehr gut erhaltene Anlage führt. Das Besondere dabei: Zivilisten und Soldaten lebten zusammen innerhalb der Mauern. Die Festung verlor jedoch ihre Bedeutung, die Mauern verfielen. „Das lag auch daran, dass in den 1970er-Jahren nur noch 30 Leute hier lebten“, erzählt die Französin, die eigentlich aus dem Elsass stammt „und sich in die Gegend verknallt hat“, wie sie lachend zugibt. Jetzt seinen es bereits 165 meist junge Leute. Wir folgen Michelle durch lange Gänge, steigen Treppen in Festungstürme hinauf und betrachten die Gräben, die die Feinde damals hätten queren müssen, während ihnen Gewehrkugeln um die Ohren flogen. Zum Abschied erzählt uns die Französin noch, was wir in den kommenden Tagen auf dem Weg zum Mittelmeer erwarten dürfen: eine Landschaft, die sehr vielseitig und reich an Geschichte ist, eine interessante Architektur bietet – „und außerdem warmes und trockenes Wetter, was mir sehr gut gefällt“.

Unbekannte Pässe

Auf unseren Motorrädern rollen wir kurz darauf über den Prachtboulevard inmitten der Festung und dann hinunter in das Tal der Durance, verlassen den Fluss jedoch nach ein paar Hundert Metern wieder. Die Nationalstraße ist uns eine Nummer zu groß. Passender ist die D902, die zuerst in einigen Kehren und dann nur durch ein paar Schlenker verziert zum Col de Vars hinaufführt. Bis wir jedoch die Passhöhe erreichen, müssen wir im nicht gerade idyllischen Skiort Vars rund eine Stunde warten.

Interesse am kompletten Artikel?

Dann kontaktieren Sie mich gerne unter thomas.kraemer@tk-press.de