Wie einst die Samen mit der Pulka durch das winterliche Nordschweden ziehen, allerdings mit Schneeschuhen und ohne Rentiere: Das ist der Gedanke der einwöchigen Tour rund um den kleinen Ort Malå. Eine Reise, bei der sich Körper und Geist auf die wirklich wesentlichen Dinge fokussieren und der der Alltag schon nach wenigen Stunden so fern ist wie eine heiße Dusche.

Langsam sinkt das Flugzeug. Das Mosaik Schwedisch-Lapplands mit seinen dunklen und hellen Flächen löst sich mehr und mehr auf, lässt Details erkennen. Bäume, zugefrorene Seen, niedrige Hügel. Vereinzelte Straßen und ein paar Häuser. Es ist die Gegend, durch die es in der kommenden Woche gehen soll. Auf Schneeschuhen und mit einer Pulka im Rücken – darauf Gepäck und Lebensmittel.

Tourleiter Jan holt uns am Flughafen Arvidsjaur ab, dann eine kurze Fahrt in den nahe gelegenen Ort Malå, wo unsere achtköpfige Gruppe im hübschen und erst kürzlich renovierten Hotel eincheckt. Dann die Besprechung. Immerhin liegt keine Woche Ballermann mit all-inclusive-Bändchen vor uns, sondern eine einwöchige Wintertour durch Nordschweden, bei der es stürmen und schneien, die Temperatur auf 30 Grad unter Null absacken oder sogar Regen fallen kann. »Immer zwei Leute teilen sich einen Pulka« erzählt Jan. Darauf kämen das persönliche Gepäck, Schlafsäcke, Isomatten, natürlich die Zelte und Verpflegung. »Ihr werdet Hunger haben«, prophezeit der erfahrene Outdoor-Guide schmunzelnd, bevor wir gespannt zu Bett gehen. Wie wird es sein, tagelang bei Minusgraden draußen zu sein?

Trampeln für guten Schlaf

Am Morgen die letzte heiße Dusche für die kommenden Tage, das letzte Frühstück, bei dem wir in einem beheizten Raum leicht bekleidet an einem Tisch sitzen. Dann treffen wir uns vor dem Hotel, schnallen die Zuggurte um und klinken die Pulkas ein. Während die anderen Teilnehmer normale Schneeschuhe unter ihren Füßen schnallen, will ich meine Crossblades testen, die mir der Schweizer Hersteller zur Verfügung gestellt hatte (siehe Kasten)

Jan, mit dem ich mir den Schlitten teile, übernimmt den ersten Part und stapft voraus durch die Straßen Malås. Noch ein paar Häuser, dann liegt der Ort hinter uns. Wir laufen auf einem gewalzten Weg durch ein lichtes Wäldchen, erreichen einen See. Kurze Pause, Tee aus der Thermoskanne, ein süßer Snack aus dem Plastikbeutel. »Geht´s gut?«, will Jan von seinen Gästen wissen und erntet siebenfaches Nicken.

Nun ist es an mir, den Schlitten zu ziehen. Jan klinkt die Karabinerhaken jeweils rechts und links in den Gurt an meinen Hüften. Beim ersten Schritt ist das Gewicht des voll beladenen Schlittens noch zu spüren. Dann gleitet der Pulka hinter mir, ohne dass ich Notiz davon nehme. Das ändert sich, als wir den See überquert haben und einen leichten Anstieg hinaufstapfen müssen. Die Sonne scheint mittlerweile durch eine milchige Wolkenschicht am Himmel, die Landschaft wirkt wie in Watte gepackt, Kontraste werden gedämpft wie die Schritte im pulvrigen Schnee. Eine fantastische Atmosphäre, die nur durch den Rhythmus der Schritte unterbrochen wird. Meter für Meter, Kilometer für Kilometer. Ein Mantra, dass Körper und Geist in kürzester Zeit ins Hier und Jetzt bringt.

Langsam beginnt es zu dämmern. Eine Waldlichtung soll unser Camp werden …

Interesse am Artikel?

Dann kontaktieren Sie mich gerne! thomas.kraemer@tk-press.de