Im eiskalten Februar dämmern die meisten Bikes in hiesigen Schuppen und Garagen. In Portugal kann man in dieser Zeit dagegen auf einem Mietmotorrad um die Kurven flitzen, ohne zu Schwitzen. Und Küstenlandschaft, Küche und Kultur genießen.
Beim Start in Stuttgart hatten wir noch auf eine verschneite Landschaft geblickt. Nun, bei der Landung in Faro, ziehen am Fenster des Fliegers grüne Hügel vorbei, dann das Meer. Eine Woche im portugiesischen Frühling liegt vor uns, eine Winterflucht auf dem Bike. Am Flughafen wartet Nuno Ramos von Soulful Bikes auf Partnerin Ina und mich, bringt uns kurz darauf in seine Garage in Faro. Hier könnten wir auf einem Triumph-Roadster weiterreiten, einer Royal Enfield oder einer BMW R nineT, alles Maschinen mit viel Herz und Charme, ideal für kurze Trips oder Wochenendtouren an der Algarve. Wir entscheiden uns jedoch für eine Street Glide aus Milwaukee, die für zwei Personen einfach mehr Platz bietet – und freuen uns, dass Nuno so nett ist und unser Gepäck in Hotel bringt. Die Tage sind Mitte Februar noch nicht sehr lang. Doch nach einem Drink in der Bar des Praia Verde Boutique-Hotels wollen wir unbedingt noch an den Strand. Das Meer sehen, hören und riechen. Ankommen.
Über Stock und Stein im Hinterland
Am nächsten Morgen parkt ein Transporter vor dem Eingang des Hotels. „Ruben Faria Adventure Tours“ steht darauf. Hinter diesem Namen verbirgt sich ein mehrfacher Rally Dakar-Teilnehmer, der 2013 immerhin den zweiten Platz belegte und mich an diesem Tag in seine Offroad-Heimat mitnehmen will. Und die ist dort, wo der Rio Guadiana dem Meer entgegenfließt und gleichzeitig die Grenze nach Spanien bildet. Der Legende nach war er einer der drei Flussgeister – neben dem Tejo und Douro – die einen Wettlauf veranstalten wollten, wer von Spanien aus zuerst den Atlantik erreichen würde. Guadiana wachte am Tag des Wettbewerbs früh auf und konnte sich die schönste Strecke heraussuchen.
Für unsere Strecke ist an diesem Tag Ruben verantwortlich. „Mittagessen gibt es in Alcoutim“, gibt er zumindest die Richtung vor. Der kleine Grenzort ist zwar gerade einmal 30 Kilometer entfernt. Luftlinie. Aber die entspricht nicht unserer Route – Ruben fährt mich schwindelig. Abseits des Asphalts entdeckt man eine Landschaft, die einem auf der Straße verborgen bleibt oder von der man allenfalls eine Ahnung bekommt. Wir fahren über Schotterwege und staubige Sandpisten, queren Bäche, dass das Wasser bis zum Helmvisier hinauf spritzt, passieren abgelegene Höfe, wo ein paar Hühner laut gackernd Reißaus nehmen. Am Ende muss mir der Enduro-Profi aus der Patsche helfen. Als nur wenig erfahrenes Offroad-Greenhorn hatte ich mich bei der steilen Auffahrt auf einen Hügel für die falsche Spur entschieden und den Grip verloren. Der Meister meistert diese Stelle problemlos …
Cruiserterrain im Hinterland
Von der leichten Enduro geht es am nächsten Morgen erneut in den Sattel der Harley. Nuno hatte eine Route vorgeschlagen, auf der wir am Abend nach Estoi und damit unsere nächste Unterkunft erreichen sollten. Natürlich folgen wir der Idee des netten und ortskundigen Portugiesen und damit auch dem Rio Guadiano, der sich hier durch eine liebliche Landschaft schlängelt.
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